Was ist eine Geisha? Bedeutung der Geisha Kultur in Japan

 von Gion in Kyoto 

Manchmal ist es vorteilhaft, nicht individuell unterwegs zu sein, sondern einen Reiseleiter an der Seite zu haben, der sich in seinem Land besonders gut auskennt. Unser Guide hat für den letzten Abend in Japan einen ganz besonderen Programmpunkt organisiert. Gegen 18 Uhr machen wir uns auf den Weg nach Gion, der Altstadt von Kyoto - zu einem abendlichen Bummel durch die engen Gassen des Geisha Viertels. Dies ist eine gute Zeit, denn jetzt machen sich die Geishas, festlich gekleidet und geschminkt, auf den Weg zu ihren abendlichen Einsätzen. Wir haben Glück, schon bald sehen wir eine Geisha, wie sie, traditionell geschminkt und gestylt, aus einem Hauseingang tritt und in ein Taxi steigt. Unser Reiseleiter erklärt uns die ersten Etikette für die Begegnung mit einer japanischen Geisha:

 früher & heute 

Um gleich mit dem größten Vorurteil aufzuräumen: Echte Geishas sind keine Prostituierten oder Callgirls. Prostitution ist in Japan sogar offiziell verboten. In früheren Zeiten waren die Grenzen wohl fließender, und die Abendunterhaltung ging hin und wieder über das gesellige Zusammensein hinaus.

Was in der Vergangenheit auch zum verruchten Image der Geishas beitrug: Oft wurde ihr exklusiver Lebensstil von einem wohlhabenden, sogenannten "danna" finanziert, heute würden wir wohl Sugar Daddy sagen. Als Gegenleistung gab es dann eine Beziehung, inklusive Sex.

Im modernen Japan haben die Geishas die Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt selbstständig zu verdienen und benötigen in der Regel keinen "danna" mehr. Doch auch heute gibt es noch "falsche" Geishas, Prostituierte, die den "ungeschützten Markennamen"  Geisha nutzen, um ihren Stundenlohn zu verbessern. Deshalb ist es bei einer Begegnung gut zu wissen, ob Du eine echte oder eine falsche Geisha vor Dir hast.

   ... in Hanamachi  

Der Rundgang durch den Geisha District im Gion Viertel endet an einem Restaurant. Unser Reiseleiter ist zum Glück gut vernetzt und kennt den Türsteher. Wir werden durch das Restaurant in den dahinter liegenden Garten geführt. Die langen Tische und die rustikalen Holzbänke dort, erinnern mehr an einen bayrischen Biergarten, als an ein japanisches Restaurant.

Das Lokal ist bereits sehr gut besucht, was jedoch sofort auffällt: An den Tischen sitzen fast ausschließlich japanische Männer, vor sich jeweils einen großen Krug Bier.

An jedem der Tische hat sich auch eine Geisha niedergelassen - aufwendig geschminkt und im prachtvollen Kimono - die offensichtlich der jeweilige Mittelpunkt der Unterhaltung ist. Es wird gesungen und gelacht.

Die Bierkrüge klingen bei jedem Schluck mit einem fröhlichen "Kampai" Prost aneinander.

 Konversation & 

Trinkspiele

Geishas sind hoch gebildete und jahrelang ausgebildete Unterhalterinnen. Sie sind Gesellschafterinnen bei privaten Partys, Abendessen und Banketten. Geübt in der Kunst der Konversation, im Tanz, der Poesie und der Musik. Viele spielen das traditionelle Streichinstrument "shamisen". Zu den modernen Unterhaltungskünsten gehört aber auch die Initiierung der berüchtigten japanischen Trinkspiele.

Mittlerweile hat sich auch eine der anwesenden Geishas an unseren Tisch gesetzt und zu uns gesellt. Was ich bei unserer Begegnung mit der Geisha in der nächsten Stunde lerne - soweit das aufgrund der Sprachbarrieren (Fremdsprachen gehören nicht zur traditionellen Geisha Ausbildung) möglich ist: sie ist amüsant, witzig und charmant. Und flirten gehört tatsächlich auch zur traditionellen Geisha Kunst. 

 Maiko & Geiko...

Unsere Geisha Gesellschafterin im Biergarten hat sich mittlerweile mit dem Namen Sakura vorgestellt. Was übersetzt Kirschblüte bedeutet. Ich denke mir, dass dies ein Künstlername ist, traue mich aber nicht, sie das zu fragen (vielleicht ja nach dem nächsten Trinkspiel?).

Es gibt verschiedene Namen für die Geishas, was ich etwas verwirrend finde. Sakura erklärt uns aber, unterstützt vom Reiseleiter und Dolmetscher, geduldig die Unterschiede: Im Westen Japans, besonders im kulturellen Zentrum um Kyoto, heißen die Geishas "Geiko", was gleichzeitig ein Qualitätsprädikat für die besonders gute und strenge Ausbildung hier ist, wie Sakura uns nicht ohne Stolz erklärt. In Tokio heißen die Geishas dagegen "Geigi".

Eine Maiko ist jedoch eine junge Geisha während der Ausbildung. Heute starten die Maiko ihre lange Ausbildung mit 16-18 Jahren, sie leben dann in speziellen, "okiya" genannten Geisha Häusern, also so etwas wie ein Internat.

 Kosten & Etikette 

Es ist nicht ganz einfach, einer Geisha näher zu begegnen und authentischen Kontakt zu bekommen. Geishas bieten Ihre Unterhaltungskünste normalerweise in traditionellen Teehäusern (ochaya) und Restaurants (ryotei) an - nicht zu verwecheln mit einem "chashitsu" genannten Teehaus, in welchem Du eine traditionelle Teezeremonie erleben kannst. Ein ochaya oder ryotei kannst Du jedoch nicht wie ein normales Café oder Restaurant besuchen. Zutritt in diese exklusiven Etablissements erhältst Du nur auf persönliche Einladung und Empfehlung. Mittlerweile gibt es aber Reisebüros und Hotels, die dies gegen entsprechende Bezahlung organisieren können.

 ... in Kyoto 

Wenn der Besuch eines Ochaya außerhalb Deines Budgets liegt,  mache es wie wir und besuche den Biergarten des Kamishichiken Kaburenjo (siehe Karte oben). Hier geht es zwar nicht so exklusiv zu, wie in einem ochaya, wir haben die Begegnung aber dennoch als ziemlich authentisch empfunden. Es ist dort jedoch nicht garantiert, dass wirklich Geishas anwesend sind. Am besten sind die Chancen im Juli und August, abends zwischen 18-22 Uhr.

Eine weitere Möglichkeit, etwas über die Geisha Kultur zu erfahren ist der Besuch einer Show im lll➤ Gion Corner. In der einstündigen Vorführung gibt es Geisha Tanz- und Musikdarbietungen. Ich war selbst nicht dort, stelle mir das aber etwas touristisch vor.

Das lll➤Gion Hatanaka Ryokon organisiert ebenfalls Geisha Abende in Kombination mit einem Abendessen. Zwischen den Vorführungen gehen die Geishas von Tisch zu Tisch und unterhalten sich mit den Gästen, so dass der Kontakt hier etwas persönlicher ist.

Anlässlich von besonderen Festen werden ebenfalls Geisha Tanz- und Musikabende angeboten. Wenn Du während des Miyaki Odori (April), des Kamogawa Odori (Mai) oder des Gion Odori (1-10 November) in Kyoto bist, kannst Du versuchen, über Dein Hotel Karten für eine diese Vorstellungen zu ergattern.

  ... in Tokio  

Wenn Du in Tokio bist, kannst Du in den Vierteln Shimbashi, Asakusa, und Kagurazaka Dein Glück versuchen, eine der dort Geigi genannten Geishas in den Straßen zu sehen.

Wir waren während des Sommerfestivals im August in Tokio, zu dessen Anlass sich besonders die jungen Leute gerne in traditionelle japanische Gewänder hüllen und über die Straßen und Plätze flanieren. Was mich ein bisschen an München während der Oktoberfestzeit erinnert hat. Das sind dann natürlich keine richtigen Geishas aber es gibt immerhin ein paar lustige Fotomotive.

Immer beliebter werden auch die sogenannten Geisha Makeover: Sowohl in Tokio, als auch im Geisha Viertel von Gion, gibt es spezielle Studios, in denen Touristinnen sich in eine Geisha bzw. Maiko verwandeln können (frage nach einem "maiko henshin" Studio). Das Arrangement dort ist inklusive aufwendigem Makeup, Leihkimono und einem Fotoshooting auf einem der öffentlichen Plätze der Stadt. Was sicherlich Geschmacksache ist. Aber wenn japanische Touristen in Lederhose und Dirndl aufs Oktoberfest in München gehen, warum nicht auch umgekehrt?

 Domo Arigatou 

Nach dem kurzen Tokio Abstecher, kehren wir zurück ins Geisha Viertel Gion von Kyoto. Dort hat unsere echte Geisha, Sakura, die "Kirschblüte", am Ende des Abends alle Teilnehmer unserer kleinen Reisegruppe, auch die weiblichen, in ihren Bann gezogen.

Sakura ist während der ganzen Zeit sehr professionell. Sie selbst trinkt nur Wasser, und macht, wo notwendig, auf sehr charmante Art die Grenzen ihrer Dienstleistungsbereitschaft deutlich.

Und egal, ob es nun Geisha, Geischa, Gaisha oder Geysha geschrieben wird: Es war ein sehr interessanter Augustabend, der uns die mystische und geheimnisvolle Kultur der Geishas im Land der aufgehenden Sonne ein klein wenig näher gebracht hat. Danke und Domo arigatou, Sakura.