Porto Geheimtipps & kostenlose Sehenswürdigkeiten: Die schönsten Azulejos Orte

 Igreja de Carmo 

Ich erinnere mich noch gut, als ich das erste Mal durch Porto lief und einen dieser seltenen wow! - Momente hatte, als ich plötzlich vor der Igreja de Carmo stand - und auf ein riesiges Fassadenbild aus Tausenden blauen Kacheln schaute.

Die katholische Kirche "Unserer Lieben Frau von Carmo" ist ein zwischen 1756 und 1768 erbauter prachtvoller Rokoko Bau und auch architektonisch sehr interessant. Wenn Du Dir die Hauptfassade genau anschaust, sind es eigentlich zwei Kirchen, durch ein schmales, nur gut ein Meter langes, Gebäude getrennt. Denn ursprünglich war der Gebäude Komplex ein Kloster mit zwei sauber getrennten Kirchen - die Igreja de Carmo für die Mönche und die Igreja dos Carmelitas für die Nonnen.

Doch den größten Anziehungspunkt für Besucher bildet nicht die Hauptfassade, sondern die östliche Seitenfassade der Igreja de Carmo, die, rund um die kunstvoll verzierten Fenster, fast vollständig mit prachtvollen blau-weißen Azulejos Kacheln verziert ist. Das Werk wurde vom italienischen Kunstprofessor mit dem wohlklingenden Namen Silvestre Silvestri entworfen und von Carlos Branco ausgeführt. 

Es zeigt Jesus auf dem Berg Karmel in Israel, während ihm das Skapulier Schultergewand aufgelegt wird, sowie die Wappen mehrere Päpste und des Bischofs von Porto.

 São Bento 

Ich versuche ja immer, sparsam mit Superlativen umzugehen. Aber der Bahnhof São Bento von Porto ist (ok, neben der Grand Central Station in New York) der für mich schönste der Welt! 

São Bento ist einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Portugals. Tausende Pendler nutzen ihn jeden Tag auf dem Weg von und zur Arbeit. Aber auch, wenn Du nicht planst, mit der Bahn zu fahren, musst Du Dir die atemberaubende  Eingangshalle des Bahnhofs unbedingt anschauen. 

Denn diese ist mit unglaublichen Wandgemälden geschmückt, die aus über 20.000 handbemalten Azulejo Kacheln zusammengesetzt sind. Die Kunstwerke wurden zur Einweihung des Bahnhofs 1916 vom, aus Porto stammenden, Künstler Jorge Calaco erschaffen und stellen Szenen aus der portugiesischen Geschichte, wirtschaftliche und kulturelle Aktivitäten, religiöse Feste sowie die vier Jahreszeiten dar.

Das größte und beliebteste der Motive, an der (vom Eingang aus gesehen) linken Kopfseite der Halle, zeigt das Ritterturnier von Arcos de Valdevez, das 1143 zur Unabhängigkeit Portugals von Kastilien führte.  

 Capela das Almas 

Ein weiterer Höhepunkt auf unserer Azulejos Tour durch Porto ist die Capela das Almas, die Kapelle der Seelen. Denn diese ist, sowohl an der vorderen, als auch der Seitenfassade, mit genau 15.947 prachtvoll glänzenden Azulejos geschmückt (ich weiß nicht, wer sie gezählt hat, ich war es nicht). 

Die, auch ohne die Kacheln, wunderschöne Kapelle, wurde schon im 18. Jahrhundert errichtet. Die Azulejos wurden jedoch erst in den 1920er Jahren angebracht und bedecken unglaubliche 360 Quadratmeter Fassade. Produziert wurden die Kacheln übrigens nicht in Porto, sondern in der renommierten Fábrica de Cerâmica Viúva Lamego in Lissabon.

Die aus den Kacheln zusammengesetzten Gemälde stellen Motive aus dem Leben des Heiligen Franz von Assisi und der Heiligen Katharina von Siena dar. Die Kapelle trägt deshalb auch den Namen Capela de Santa Catarina.  

 Santo Ildefonso  

Ein weiteres, mit wunderschönen Azulejos geschmücktes Gotteshaus, ist die Kirche der Gemeinde von Santo Ildefonso, die auf einem kleinen Hügel am malerischen Batalha Platz liegt.

Wie die Capela das Almas, wurde auch die im barocken Stil gehaltene Igreja de Santo Ildefonso bereits im 18. Jahrhundert erbaut, aber erst viel später, 1932, mit den prächtigen Azulejos verschönert. Das von weitem sichtbare Fliesenwerk der Hauptfassade besteht aus 11.000 Azulejo Kacheln und wurde vom Künstler Jorge Colaço entworfen (der gleiche, der auch den Bahnhof Sao Bento gestaltete). 

Dargestellt werden Szenen aus dem Leben des Heiligen Ildefonso (bei uns als Hildefuns bekannt), der im 7. Jahrhundert Bischof im spanischen Toledo war.

 Rua das Flores 

Nicht nur die Kirchen und Bahnhöfe von Porto sind mit eindrucksvollen Azulejos geschmückt. Du kannst sie auch an vielen Privathäusern bewundern. Allen voran in der Rua das Flores.

Die Rua das Flores  ist seit dem 19. Jahrhundert eine der elegantesten Straßen von Porto, gesäumt von coolen Cafés, exklusiven Restaurants und schicken Boutiquen. Die verkehrsberuhigte Straße führt vom Bahnhof São Bento hinauf zur Igreja da Misericórdia, lässt sich also prima in einen Porto Azulejos Rundgang einbauen.

Die charismatische Rua das Flores war schon immer eine beliebte Adresse, als Wohnsitz der reichen und einflussreichen Einwohner von Porto. Sie wurde 1521 von Dom Manuel I., dem damaligen König, auf dem Land des Bischofs von Porto angelegt.

Die Rua das Flores war auch die erste Straße der Stadt, für die es spezielle städtebauliche Regeln gab, mit einer Priorität auf repräsentativen Häuserfassaden. Aus diesem Grund finden wir hier auch heute noch besonderes aufwendig dekorierte, herrschaftliche Wohnhäuser. 

 Sé de Porto 

In Portugal trägt das wichtigste Gotteshaus einer Stadt meist den Namen Sé, so auch in Porto die Kathedrale, die auf einem Hügel über der Stadt thront und einen klasse Ausblick über den Douro ermöglicht. 

Der Bau der Kathedrale wurde schon um 1110 begonnen und zog sich über viele Jahrhunderte hin, so dass der Gebäudekomplex heute ein Sammelsurium unterschiedlicher Architekturepochen ist, mit romanischen, gotischen und barocken Stilelementen. Dass die trutzige Kirche in kriegerischen Zeiten auch der Verteidigung dehnte, erkennst Du an den vielen Strebepfeilern, Pfeilschlaufen und Zinnen. 

Wie für eine ordentliche Kirche in Porto selbstverständlich, findest Du in der Kathedrale, sowohl an der Außenfassade, besonders aber im gotischen Kreuzgang des angeschlossenen Klosters, viele schöne Azulejos Kunstwerke, die bereits um 1730 angebracht wurden. 

Die Kunstwerke wurden vom Maler Valentim de Almeida entworfen und die Fliesen im für ihre Azulejos Produktion berühmten Lissaboner Viertel Bairro do Mocambo hergestellt. Dargestellt werden unter anderem biblische Szenen aus dem Lied Salomons im Alten Testament. 

Santo António dos Congregados

Eine weitere sehr schöne, mit Azulejos geschmückte, Kirche in Porto ist die Igreja Santo António dos Congregados. Sie liegt direkt nördlich vom Bahnhof São Bento und lässt sich daher sehr gut in einen Rundgang zu den schönsten Azulejos Fliesen einbauen. 

Die zu Beginn des 18. Jahrhunderts im barocken Stil erbaute Kirche blickt auf eine spannende Geschichte zurück. Unter anderem wurde sie bereits als Krankenhaus und als Waffen- und Munitionslager genutzt. Gewidmet ist die Kirche übrigens dem heiligen Antonius von Padua, der, trotz seines Namens, eigentlich ein Portugiese war, denn er wurde um 1195 in Lissabon geboren. 

Die Hauptfassade der Kirche ist geprägt von schlanken, länglichen Fenstern, die mit Glasmalereien verziert sind. Zwischen den Fenstern befindet sich ein Fries aus glatten gelben Fliesen. Die übrigen Fläche ist aber geschmückt mit wunderschönen Azulejos Kacheln, die Szenen aus dem Leben des heiligen Antonius darstellen.

 Praça da Ribeira 

Die Praça da Ribeira ist einer der bekanntesten und bei Besuchern beliebtesten Plätze von ganz Porto. Eigentlich ist es nicht wirklich ein Platz, sondern die langgestreckte Uferpromenade entlang des Douro, im Altstadtviertel Ribeira. 

Die meisten Touristen kommen hierher, um in einem der vielen Restaurants und Cafés dort, eine Francesinha (das traditionelle Gericht hier in Porto), die süße Nachspeise Pastel de Nata oder auch nur ein Glas Portwein zu genießen und dabei den Ausblick auf den Douro zu erleben, auf dem die traditionellen Rabelos mit ihren Portweinfässern dümpeln. 

Bei Deinem Besuch der Praça da Ribeira solltest Du Dich dann aber auch einmal umdrehen, um die Häuserfassaden hinter Dir zu bewundern. Die Gebäude dort haben, im Gegensatz zu anderen Stadtvierteln, die Jahrhunderte ohne größere Schäden überstanden und bilden deshalb ein malerisches Gesamtkunstwerk mit bunt angestrichenen und mit kunstvollen Azulejos geschmückten Fassaden. 1996 wurde die Altstadt von Ribeira aus diesem Grund zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt.